"Suchet mich, so werdet ihr Leben" Ansprache beim Begrüßungsgottesdienst für die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden

125 Jahre Automobil. Zu Recht gilt das Automobil als Symbol des vergangenen Jahrtausends. Vielleicht eine der Erfindungen, die in besonderer Weise das Leben der Menschen verändert hat. Die individuelle Mobilität, die wir heute so ganz selbstverständlich leben, sie erfuhr mit der Entwicklung des Automobils und seiner massenhaften Produktion am Fließband – Henry Ford stand an der Wiege des Fließbandes – eine revolutionäre Ausweitung.

Mit dem Auto heute überall hinzugelangen, wie selbstverständlich ist das in unserem Alltag. Wie bedeutsam für Wirtschaft, für Handel und Verkehr, auch für Kriege.

So mag das Automobil eines der prägenden Symbole des 20. Jahrhunderts sein.

Wenn ich für unsere Tage ein vergleichbares Symbol zu suchen hätte, ich würde „Google“ nehmen. Die Megasuchmaschine im Internet.

Für mich symbolisiert diese Suchmaschine den Geist und die Revolutionen unserer Zeit.

„Das muss ich mal googlen“ ist längst zum geflügelten Wort geworden.

„Googlen“ das steht für die schier grenzenlose Ausweitung des Wissens weltweit. Kein Mensch kann das mehr bewältigen, wohl nur noch eine Maschine.

In den Schulen werden die Lehrpläne umgebaut: Weg von einer Stoff- zu einer Kompetenz-Orientierung.

Dass Ihr als Schülerinnen und Schüler Gott weiß was wissen müsstet am Ende der viel zu kurzen Schulzeit, das halten die Pädagogen für eine Illusion.

Was ihr lernen sollt, ist das, was die Welt weiß, für Euch und in jeweils anderen Zusammenhängen zu organisieren. Und das wichtigste Instrument dazu sind die Suchmaschinen im Internet

Kaum eine Frage, zu der sich nicht im Internet zu recherchieren lohnt.

Aber auch kaum ein Tag, an dem ich nicht etwas zu recherchieren hätte.
An dem sich mir nicht die Notwendigkeit stellt, etwas zu suchen.

Und sei es nur hin und wieder mal mich selbst. Denn als Ort der Befriedigung meiner Eitelkeiten hat die Suchmaschine längst den Spiegel abgelöst. Wer ich bin und was die Welt von mir hält: Google weiß bestimmt eine Antwort.

Ja, ich denke, die Suchmaschinen im Internet symbolisieren unsere Zeit und Kultur: Mit ihren grenzenlos erscheinenden Möglichkeiten und unserem Bedürfnis danach, uns in dieser Weite und Fülle zurechtzufinden und zu orientieren.

Was war das doch mit dem Automobil so einfach: Da reichte im Zweifelsfall ein Stadtplan. Die Welt, in der ihr groß werdet, ist viel unübersichtlicher.

Darum also erscheinen mir Suchmaschinen als Symbol der Zeit.

Es bleibt jedoch ein Rest. Blinde Flecken, die ich auch bei bester Recherche nicht erhellen kann.

Und dafür, Ihr Lieben, möchten wir Euch in der Konfirmandenzeit die Kompetenzen vermitteln.

Die Dinge zu suchen, die sich im Netz nicht finden lassen.

Beziehungen beispielsweise lassen sich im Netz prima pflegen. Aber einen Menschen aus Fleisch und Blut, mit Haut und Haar an meiner Seite zu haben ist noch einmal etwas anderes.

Communities sich klasse, aber leiblos. Zwischen einer Facebook-Gruppe und einem Treffen von Freunden ist noch einmal ein Unterschied.

Und wenn ich Liebe suche, Geborgenheit… dann stoße ich im Netz an Grenzen.

Worauf ich hinauswill: Auch das Leben ist eine Suchmaschine. Eine, in der noch einmal mehr zu finden ist, als bei Google.

Gott zum Beispiel auch.

Natürlich bietet mir Google 92 Millionen Einträge auf das Suchwort „Gott“. Aber Gott habe ich damit noch lange nicht gefunden.

Der nämlich, so erzählt es die Bibel von den ersten bis zur letzten Seite, lässt sich nur in konkreten Lebenserfahrungen finden, meist überraschend und im Alltag:

Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters, als er Gott begegnet.

Die Jünger waren beim Fischen, als Jesus sie anrief. Und der selbst erzählt davon, dass sich das Himmelreich eher zufällig finden lässt wie ein Schatz im Acker.

Wozu wir Euch einladen: In all dem, was auf Euch zukommt und was auf Euch eindringt und was man von euch erwartet und euch abverlangt, offen zu bleiben für das Leben, neugierig, suchend und sensibel für die Begegnungen mit Gott, der sich finden lassen will von jedem, der ihn sucht.

Amen.

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