Ewiges Leben

Predigt zu 1. Johannes 5,11-13 am 2. Sonntag nach Weihnachten

Liebe Gemeinde,

das neue Jahr ist noch ganz frisch. Nur langsam lichtet sich der Nebel, nicht der, der Silvesternacht, sondern jener der am Beginn eines Neuen sich so gerne einstellt: Was bringt das Neue mit sich? Was will ich eigentlich? Was nehme ich mir vor? Welche Ziele setze ich mir? Welche Vorsätze habe ich?

Nach den ersten vier Tagen lichtet sich der Nebel etwas. Wir merken, dass das Neue doch nicht viel anders ist als das Alte. Das meiste geht weiter wie zuvor. Und doch war da für einen Moment die Frage wieder ganz oben auf der Agenda, die doch die meisten von uns sich wohl stellen: Wie leben wir eigentlich? Leben wir so, wie wir leben wollen?
Was macht mein Leben aus?

In dieses diffuse Kreisen um den Sinn meines Lebens hören wir den Predigttext für den heutigen Sonntag – 1. Johannes 5,11 bis 13. Und weil es den Kontext klar macht, nehme ich noch einen Vers aus dem vorangegangenen Kapitel hinzu (4,9). Dann liest sich der Text so:
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen…Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.
Hilft der Text was zu Klärung im Befragen meines Lebens?

Ich glaube ja und denke so:

Erstens: Der Predigttext macht mir das Ziel klar: Es geht um das ewige Leben.

Und Zweitens, weißt er mir den Weg zum ewigen Leben: Das ist der Sohn, Jesus Christus.

II.
Beginnen wir mit dem Ziel:

Gerade in diesen Zeiten rund um den Jahreswechsel sind wir besonders sensibel dafür, was eigentlich die Qualität unseres Lebens ausmacht. Was uns wichtig ist. Was wert, gelebt zu werden.

Es mag daran liegen, dass uns die Tage ein wenig Abstand gewähren vom Trott des Alltages. Unterbrechungen tun gut. Zu entdecken, beispielsweise, dass es ein Leben jenseits des Hamsterrades gibt, ein Leben, das sich zu leben gut anfühlt.

Es mag daran liegen, dass wir in diesen Tagen – zugegeben manchmal ist es anstrengend – viel mehr Beziehungspflege betreiben als zu anderen Zeiten – von Weihnachtskarten angefangen bis zu den Besuchen in der Familie und den Feiern an Silvester.

Dann aber gewiss auch die Erfahrung der verrinnenden Zeit: Wo ist das Jahr nur geblieben? Und jetzt haben wir schon den 4… Die Zeit zerrinnt uns wie Sand zwischen den Fingern…

Da sind wir sensibel für die Frage nach dem Sinn des Lebens, der Qualität, in der ich mein Leben lebe und die Zeit verbringe.

Der erste Johannesbrief bringt eine besondere Qualität des Lebens ins Spiel, wenn er vom „ewigen Leben“ spricht.

Das ist noch mal was anderes, als das, was man landläufig als „ewig leben“ bezeichnen würde. Die Illusion, wir könnten ewig leben, gehört in die Welt der Märchen und Mythen. Sie des fehlenden Wirklichkeitsbezuges zu entlarven bedarf es nur eines Blickes in den Spiegel…

Dem Johannesbrief – wie im übrigen auch dem Johannesevangelium – geht es aber nicht darum, dass das, was wir hier leben und erleben, in die Unendlichkeit verlängert werden könnte, sondern darum, dass die Unendlichkeit, die Ewigkeit Gottes, bedeutsam wird für uns und unser Leben hier und jetzt.

Ewiges Leben ist nicht die unendliche Verlängerung dieses Lebens, sondern ein Leben im Licht der Ewigkeit Gottes.

In diesem Horizont mein Leben leben, gibt dem Leben eine besondere Qualität, eine Qualität, die Zeit und Raum übergreift und die in der Bibel als „ewiges Leben“ bezeichnet wird.

III.
Es wird konkreter, wenn ich danach frage, wie ich zu dieser Lebensqualität gelange. Wie komme ich zum ewigen Leben.

Der erste Johannesbrief lässt keinen Zweifel daran: Das ewige Leben ist geschenktes Leben. Das kannst Du nicht machen. Da helfen dir keine guten Vorsätze. Das ewige Leben ist uns gegeben und zwar in Jesus Christus: Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben…

Darum sprach ich eben vom „ewigen Leben“ als dem Ziel, von Christus aber als dem Weg zu diesem Leben. Wer Anteil an ihm hat, - so will ich das: „Wer den Sohn hat“ verstehen – wer Anteil an ihm hat, der hat auch Anteil an dem ewigen Leben, das mit ihm in die Welt gekommen ist.

In ihm in die Welt gekommen ist, zum einen kraft seiner Menschwerdung, seiner „Inkarnation“, zum anderen kraft seiner Auferstehung.

Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen… Liebe Gemeinde, wir kommen von Weihnachten her und haben gerade erst wieder die Botschaft gehört, dass in Jesus Gott zur Welt gekommen ist. An der Krippe kann geglaubt werden, dass die Ewigkeit in die Zeit gekommen ist, der Unendliche in die Endlichkeit, Gott ins Menschenleben.

Das verändert die Qualität des Lebens.
Denn es trägt fortan die Möglichkeit in sich trägt, dass sich Gott in ihm ereignet. Von Weihnachten her glaube ich, dass Gott zu einer Erfahrung meines Lebens werden kann.

Dass Menschen im Glauben ihr Leben mit Gott leben, das gibt diesem Leben eine andere Qualität, eine, die das Attribut „ewig“ verdient. Kraft der Menschwerdung Gottes hat dieses Leben Anteil an Gott und seiner Ewigkeit.

Das ist das eine. Aber indem Gott in diese Welt und dieses Leben eingeht, hat er Anteil an diesem Leben. Und dieses Leben ist ein Leben, das es nicht ohne den Tod gibt. Am Ende stirbt Jesus den Tod des Menschen am Kreuz.

Aber es hat dieser Tod nicht das letzte Wort. Sondern das letzte Wort hat Gottes Liebe, die den Toten aufnimmt und einsetzt zum Sohn Gottes.

Wo die Menschen zuvor noch fürchteten, dass mit dem Tode alles aus, alle Beziehungen ein Ende hätten, ja selbst die Beziehung mit Gott zerbrochen ist, da setzt Gott einen neuen Anfang. In seiner Ewigkeit ist der Tod, der unserer Zeit das Ende bereitet, aufgehoben.

Das nimmt dem Tod seine Macht und gibt dem Leben die Qualität des Ewigen. Mit dem Tod ist nicht alles aus. Die Hatz, mehr Leben zu wollen, als wir können. Die Furcht, nicht alles er-lebt zu haben, was möglich wäre. Die Verantwortungslosigkeit, die auf ein „nach uns die Sintflut“ setzt… All dies zerbricht an der Auferstehung.

Und uns, die wir glauben, wird das ewige Leben geschenkt.

IV.
Liebe Gemeinde, wir haben Anteil am ewigen Leben. Was für ein großes Wort. Ob ich für mich und mein Leben in kleinere Münze wechseln kann? So dass ich begreifen kann: Ja, mein Leben ist von anderer Qualität…
  
Ich will es versuchen:

Gelassenheit könnte so eine kleine Münze sein.
Demut… Bescheidenheit… Mut… Humor… Über sich selber lachen können… Zeit auskosten… Das Leben lieben, den Tod nicht fürchten… Leben wollen und Sterben können.

Lieben. Ja. Lieben,

Das, ihr Lieben, habe ich euch gesagt, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt…

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


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