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Wir sind alle Gottes Kinder!

Predigt zu Galater 4,1-8 in der Christvesper an Heilig Abend 2023 in der Markuskirche Hemmerich  Liebe Gemeinde, ich gestehe ja: Ich mag es… vorübergehend jedenfalls: Ich mag den Glanz der Lichter, den Duft der Tannennadeln, die Buden auf dem Weihnachtsmarkt, den Baum im Wohnzimmer, die Lieder in den Ohren… bis ich irgendwann die Nase voll habe von all dem Glühweinduft und die Ohren keine „Stille Nacht“ mehr hören können und ich froh bin, wenn der Weihnachtsbaum nicht mehr die gewohnte Ordnung des Wohnzimmers durcheinanderbringt. Weihnachten ist ein Fest der Sinne und in all seiner Sinnlichkeit auf Dauer für mich eine Reizüberflutung: Laut und grell und viel zu viel. Kann es das geben: Zu viel Weihnachten? Irgendwann sitze ich da und frage mich erschöpft, ob es denn anders sein könnte, ohne so viel Brauchtum, so viel Licht, so viele Lieder, soviel „Weihnachten“… und was dann davon übrigbliebe, von einem Weihnachten ohne Weihnachten. Ob uns zumindest der gedan

Tu Deinen Mund auf für die Schwachen

  Predigt zu Sprüche 31, 8f im Gottesdienst zur Verabschiedung von Ulrich Hamacher als Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bonn und Region am 01. Dezember 2023 in der Schlosskirche Bonn „Die Bedingung meiner Teilnahme an der Einladung war, dass als große Kirchenfrage mit vorangestellt werde die kirchliche Praxis, der Satz, dass die Kirche als Kirche in Beziehung auf die Praxis eine große Schuld zu tilgen und ein Neues zu beginnen habe.“ Liebe Gemeinde, am 22. September 1848, vor 175 Jahren also, begann der Hamburger Pastor Johann Hinrich Wichern auf dem Wittenberger Kirchentag mit dieser Krisenbeschreibung seiner Kirche eine Stehgreifrede, deren Wirkung uns letztlich auch heute hier zusammenführt. Sensibel für die gesellschaftliche Lage, die gekennzeichnet ist von der Verelendung der Massen und der Ignoranz der Eliten, konstatiert Wichern das Versagen kirchlicher Praxis. Wie sah die aus? Theologisch vertraute man auf die Taufe… und da in einer Zeit, in der den

Seelenruhe

Predigt zu Lukas 12,15-21 am Erntedankfest 2023 in der Lukaskirche Bonn  Liebe Gemeinde, damit wir alle heute be-reichert, also reicher nach Hause gehen, als wir hergekommen sind, darum wird uns heute als Predigttext die folgende Geschichte erzählt. Der sie erzählt ist einer, der mit seinen Worten und Taten, mit seinen Geschichten und Gleichnissen, mit Brotbrechen und Tischgemeinschaft Menschen reich machte: Blinde sehend, Lahme gehend, Aussätzige rein, Taube hörend und den Armen verkündigte er das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Gottes (Lk 7,22). Den korrupten Zöllner rief er vom Baum und den Reichen stellte er wie ein Kamel vor's Nadelöhr (Lk 18,25), während er liebevoll auf die Witwe blickte, wie sie ihr Scherflein einlegte, das nicht ein Teil ihres Überflusses war, sondern alles, was sie zum Leben hatte (Lk 21,1ff). Die Armen pries er selig (Lk 6,20), denn er war gesalbt und gesandt, „zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen,