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Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters..."

  Predigt in der Schlosskirche Bonn im Rahmen der Predigtreihe  zum Apostolischen Glaubensbekenntnis am Sonntag Rogate, 25. Mai 2025   Liebe Gemeinde, das ist schon der Gipfel, auf den uns die Predigtreihe in der Schlosskirche heute führt: „Er sitzt zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters…“ Höher geht es nimmer, aber Gott sei Dank, wird es von da auch wieder herabgehen… davon später mehr. Ich lade Sie ein, in dieser Predigt mit mir einmal das Bild, das ja einer monarchischen, autokratischen Welt entlehnt ist, dieses Bild demokratisch kritisch zu betrachten, um am Ende sich an seinem anarchistischen Potential zu freuen. Das hilft mir dann, darüber zu sprechen, warum mein Glauben genau diese Hoffnung braucht, an der sie zweifeln kann. Was mir schließlich zu einer Frömmigkeit hilft, die zu beten wagt und sich doch herausgefordert fühlt, das Gerechte selbst zu tun zu versuchen. Also ein kleiner Spaziergang vom Gipfel der Vernunft über Glaube und Zweifel in d...
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...und des Friedens kein Ende..." Predigt zu Jesaja 9,1-6  in der Christvesper am Heiligen Abend, 24.12.2024 in der Lutherkirche Bonn Liebe Gemeinde, in diesen Tagen… ach, Ihr wisst nur zu gut, wie sie sind, diese Tage, jenseits der Lichter, mit denen wir eine Welt in Finsternis auszuschmücken versuchen. Lichter, die uns einen Moment blenden sollen, damit wir nicht hinsehen müssen – dorthin wo die Kriege toben, wo gefoltert wird und gemordet, geraubt und erpresst und terrorisiert…- und wo nationalistische Agitatoren im Schein eben jener Lichter hetzerische Parolen grölen, statt „Stille Nacht“ zu singen und „O du fröhliche“.   Lichter, vor deren Glanz der Tod nicht Halt macht, wenn nur jemand fanatisch genug ist, morden zu wollen, weil er es will und für sein Recht hält und gerecht.   In diesen Tagen lesen wir sie wieder, die alte Prophezeiung des Propheten Jesaja, die von dem spricht, was zwar schon ist, aber dennoch erst noch werden muss; die uns verheißt, dass um Gottes...
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  Andacht zum Volkstrauertag 2024 beim Gedenken der Bundesstadt Bonn auf dem Nordfriedhof Bonn Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihegaben geschmückt sei, sprach Jesus zu ihnen: Es wird die Zeit kommen, in der von dem allen, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.   Ansage einer Welt in Trümmern. Jerusalem 70 nach Christus. Mariupol, Charkiv, Cherson…, Be'eri, Kfar Aza und Nir Oz…, Gaza, Chan Yunis, Deir al Balah… heute. Heute wie gestern, wie damals und immer. Aber nicht das Ende:   Sie fragten ihn aber: Meister, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn das geschehen wird? Jesus aber sprach: Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin’s, und: Die Zeit ist herbeigekommen. – Lauft ihnen nicht nach!   Lauft ihnen nicht nach: Denen, die Verschwörungen erzählen und Fake News verbreiten, ...

Gebet als Widerstand

Eine Predigt in fünf Akten zu 2. Mose 32, 7-14 I. Akt: Vor dem Altar auf offener Bühne „Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruß; Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluss…“ So beginnt in Berthold Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ der Epilog… …nachdem die drei Götter auf der Suche nach dem guten Menschen die Rolle des Gutmenschen der armen Prostituierten Shen Te zugesprochen haben, die aber verzweifelt feststellen musste, dass sie als guter Mensch in einer schlechten Welt nicht gut sein kann. Die Götter interessiert es wenig. Sie singen ihr „Terzett der entschwindenden Götter auf der Wolke“ und entfliehen aus dem Dilemma des guten Menschen, während sich der Vorhang schließt. Vor den Vorhang tritt ein Spieler und wendet sich entschuldigend an das Publikum mit einem Epilog, einer Nachrede auf das Stück: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen. […] Vielleicht fiel uns aus lauter Furcht nichts ein. Das kam schon vor. Was könnt die Lösung ...

Wir sind alle Gottes Kinder!

Predigt zu Galater 4,1-8 in der Christvesper an Heilig Abend 2023 in der Markuskirche Hemmerich  Liebe Gemeinde, ich gestehe ja: Ich mag es… vorübergehend jedenfalls: Ich mag den Glanz der Lichter, den Duft der Tannennadeln, die Buden auf dem Weihnachtsmarkt, den Baum im Wohnzimmer, die Lieder in den Ohren… bis ich irgendwann die Nase voll habe von all dem Glühweinduft und die Ohren keine „Stille Nacht“ mehr hören können und ich froh bin, wenn der Weihnachtsbaum nicht mehr die gewohnte Ordnung des Wohnzimmers durcheinanderbringt. Weihnachten ist ein Fest der Sinne und in all seiner Sinnlichkeit auf Dauer für mich eine Reizüberflutung: Laut und grell und viel zu viel. Kann es das geben: Zu viel Weihnachten? Irgendwann sitze ich da und frage mich erschöpft, ob es denn anders sein könnte, ohne so viel Brauchtum, so viel Licht, so viele Lieder, soviel „Weihnachten“… und was dann davon übrigbliebe, von einem Weihnachten ohne Weihnachten. Ob uns zumindest der g...